Dass er seinen 75. Geburtstag feiern kann – darauf hätte Keith Richards vor Jahrzehnten wohl nicht mal selbst gewettet. Dieser Mann, einer der besten Gitarristen überhaupt und gemeinsam mit Mick Jagger auch ein überaus erfolgreicher Songwriter, hat wirklich wenig ausgelassen. Sein Hang zu Drogen und Alkohol brachten ihn oft gefährlich nahe an den Abgrund, und obwohl sich jede dieser Erfahrungen tief in sein Gesicht eingegraben hat, ist er immer noch da, höchst lebendig und unverändert cool.
Anders als der aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Mick Jagger, den er in der Grundschule in der Kleinstadt Dartford kennenlernte, ist Richards ein Arbeiterkind. Sein Vater war im Krieg, als er 1943 geboren wurde, und kehrte verwundet heim. Während der Schulzeit sang Keith Sopran im Kirchenchor, einmal sogar vor der Queen (wenn man Wikipedia glauben darf). In der Pubertät änderte sich sein Musikgeschmack, aber das Können blieb. Wie er selbst sagt, hat er seine Liebe zur Musik vom Großvater mütterlicherseits übernommen. Die erste Gitarre, die der kleine Keith in der Hand hielt, stammte vom Opa.
Mit den Rolling Stones machte Keith Richards eine nahezu beispiellose Karriere, veröffentlichte aber auch Soloalben. Aus seiner und Micks Feder stammen Songklassiker wie „Satisfaction“, „Paint it Black“, „Brown Sugar“ und viele andere. Während Mick – der dieses Jahr ebenfalls seinen 75. feiern konnte – in den wilden 1960ern das Sexsymbol-Image pflegte, verlegte sich Keith auf die Rolle des dunklen, leicht heruntergekommenen Gegenparts. Teilweise wirkte er halbtot auf der Bühne, auf die er eine Zeitlang immer eine Whiskyflasche mitnahm, aber er erholte sich stets und gilt als unverwüstlich (daher auch der böse Spruch, er wäre im Falle eines Atomkriegs der einzige Überlebende). Mehrfach stand Richards wegen Drogendelikten vor Gericht. Aber er war immer auch Familienmann und Vater von fünf Kindern, drei mit Anita Pallenberg (einer der Söhne starb traurigerweise den plötzlichen Kindstod), zwei mit Patti Hansen. Inzwischen hat er fünf Enkel. Hinter dem wüsten Image verbirgt sich auch ein Literaturfreund mit großer Bibliothek.
Happy Birthday, Keith! Wir wünschen viel Glück und weiterhin eine derart robuste Gesundheit.
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