Nicht alles, was schön ist, ist auch nützlich. Und umgekehrt. Für den typisch englischen Cottage Garden gilt das glücklicherweise nicht. Er vereint Blütenpracht und handfesten Nutzwert in Form von Gemüse, Obst oder zumindest reichlich Bienennahrung und Unterschlupf für Kleingetier. Einst Teil der bäuerlichen Alltagsversorgung, beschäftigt er heute eher die Hobbygärtner, sorgt für Ausgleich zum Beruf und liefert nebenher allerlei Leckeres und Blumen für die heimische Vase.
Im Cottage Garden steht im Idealfall natürlich ein Cottage. Eine wirklich treffende Übersetzung dafür gibt es gar nicht, es sei denn, man nimmt das altmodische Wort „Kate“. „Hütte“ dagegen trifft es nicht, das klingt zu baufällig. Cottages stehen ihrem Wesen nach auf dem Lande (manchmal wird der Begriff aber auch für Reihenhäuschen verwendet). Je nach Gegend sind sie weiß gekalkt, pastellfarben verputzt, aus Sandstein oder aus Granit, und manche – zum Beispiel in Dorset – haben Reetdächer. Solche Schmuckstücke müssen natürlich von einem besonders hübschen Garten umgeben sein – mit Rosenbogen am Tor oder über der Eingangstür, mit einem Sammelsurium blühender Stauden, Teppichen von freundlich nickenden Glockenblumen, Obststräuchern und einem Kirsch- oder Apfelbaum, der im Frühjahr vor Blütenpracht überschäumt. Eine entspannte Katze auf der Eingangsstufe stört ebenso wenig wie ein Hund. Kräuter, auch Kohl, Salat und anderes Gemüse finden Platz zum Gedeihen. Manche Gemüsezüchtungen sind inzwischen so dekorativ, dass sie den einen oder anderen Zierstrauch glatt ersetzen, zum Beispiel Mangold mit knallbunten Stielen oder lila Broccoli. Streng genommen gehören aber eher einheimische Pflanzen in einen Cottage Garden. Zu den Favoriten zählen alte Rosensorten, Wicken, Gänseblümchen, die bereits erwähnten Glockenblumen in vielen Farbtönen und Kresse … die Auswahl ist groß, der Effekt idyllisch.
Entstanden sind die ländlichen Gärten bereits vor Jahrhunderten, als Ernährung für die einfachen Leute ein Grundproblem war und die Hausfrauen versuchten, direkt am Wohnhaus zusätzliche Lebensmittel zu gewinnen. Wer es sich leisten konnte, hielt ein paar Hühner oder sogar ein Schwein im Garten. Auch deshalb sind traditionelle Cottage Gardens meist umzäunt. Der dekorative Charakter wuchs in dem Maße, in dem die Versorgung der Familie gesichert war – und im Zuge der Romantisierung des Landlebens legten auch Adlige und reiche Bürger solche Gärten in ihren großen Parkanlagen an (aber nur als ein Gestaltungselement unter vielen). Nach den Weltkriegen wichen Stauden und Blumen wieder häufig komplett den Nutzpflanzen wie Kartoffeln und Rüben, und erst als sich die Lage besserte, war Platz für Blütenpracht.
Leserbriefe (2)
Christine Hänzi
am 25.03.2017THE BRITISH SHOP Team Social Media
am 27.03.2017Obst- und Gemüsegeschirrtücher wird es zum Herbst wieder geben!
Mit freundlichen Grüßen
Julia Stüber / Team Social Media